Stein und Wein 2024
Rainer Vogler
Veröffentlicht am 05.06.2024
Vom 29. Mai bis zum 2. Juni 2024 fand zum 9. Mal das Stein & Wein Festival statt. 22 Teilnehmer:innen aus sieben Ländern wirkten am Bau eines keltischen Rundbogens (auch „Moongate“) mit. Neben dem Moongate entstand in den Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern auch eine 20 m lange Mauer, die den Rundbogen abstützt und einen zukünftigen Garten eingrenzt.
Bauleitung
Helmut Schieder von der Gartenbauschule Langenlois übernahm die Bauleitung des Projekts. Neben dem irischen Steinmetz und langjährigen Stein- und Wein-Trainer Michael McGroarty sowie Norbert Haase von der Trockenmauerschule Austria folgten diesmal Olivier Doome (Belgien) und Hristo Totsev (Bulgarien) der Einladung. Sie teilten ihre umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen in der Steinbearbeitung sowie im Bau von Trockenmauer-Kunstwerken mit den Teilnehmer:innen.
Vorbereitung
In den zwei Tagen der Vorbereitung vor Beginn des Workshops wurde gemeinsam mit Reinhard Kittenberger die Ausrichtung des Objekts am südöstlichen Ende der Gärten festgelegt. Zwei Hauptpfade der Gärten laufen direkt auf das Objekt zu. Bei einem dient das Moongate als Blickfang, beim anderen eine Nische mit Rundbogen.
Ebenso wurden die Fundamentsteine verlegt und die Basis des Rundbogens errichtet. Die notwendige Präzision beim Bau des Objekts wurde durch ein Gestell erreicht: Mit zwei an einer Eisenstange befestigten, rotierbaren Holzpaddeln wurde sichergestellt, dass die Steine des Rundbogens millimetergenau und im richtigen Winkel geschichtet wurden. Die obere Hälfte des Bogens wurde wiederum mithilfe einer halbkreisförmigen Schalung gebaut. Dabei gaben die Holzpaddel vor, in welchem Winkel die Steine gelegt werden mussten.
Gestaltung der Steine
Wie beim Bau eines Rundbogens üblich braucht es für die Erstellung eines solchen Kunstwerks an den Außenseiten sowohl rechteckige als auch keilförmige Steine. Diese schließen in der Mitte des Bogens bündig ab. Ein zentrales Element des Workshops war die notwendige Bearbeitung der Steine für die Gestaltung.
Gebaut wurde vorwiegend mit Granit und Granulit. Letzter erhielt nur durch schichtweises Abtragen die gewünschte Form. In den richtigen Winkel zum Zentrum des Rundbogens wurden die bearbeiteten Steine durch fachgerechtes Einkeilen gesetzt. Erfreulicherweise konnte das geplante Objekt während der Kurstage nahezu fertiggestellt werden. Die Teilnehmer:innen konnten am letzten Workshoptag noch die Einpassung des Schlusssteins mitverfolgen. Final eingesetzt werden konnte dieser allerdings erst am Tag darauf.
Viele Highlights
Beachtenswert ist nicht nur der Rundbogen mit einem Durchmesser von 1,80 m, sondern auch die ihn stützende und umgebende 20 m lange Mauer. Die Kursteilnehmer:innen, überwiegend professionelle Trockensteinmaurer:innen, ließen ihrer Kreativität freien Lauf und erschufen gemeinsam ein äußerst abwechslungsreiches Kunstwerk. Highlights bilden neben dem Rundbogen und der Nische ein Mikro-Moongate, in die Mauer integrierte kreative Steinmuster, zwei Sitzbänke, besondere Stützsteine sowie eine doppelschichtige Mauerkrone. Die Mauerkrone wurde nachträglich von Schülern der Gartenbauschule Langenlois bepflanzt.
Einblicke in den Weinbau
Auch in puncto Wein konnten die Teilnehmer:innen ihr Wissen erweitern. Am Freitagabend berichtete der Winzer Adi Bayer von den über 100 Jahre alten Rebstöcken, die er in einem überwucherten Teil eines Weinbergs entdeckt hatte, und die nun sowohl Forschung als auch Weinkenner beschäftigen.
Walter Seiwald lieferte einen Überblick über den Trockenmauerbestand am Rindfleischberg sowie die vielfältigen Trockenbauaktivitäten vor Ort. Ebenso faszinierend und inspirierend war der Vortrag von Diplomingenieur Reinhard Kraus. Er gab Einblicke in die Artenvielfalt in den Naturwiesen des Rindfleischbergs und berichtete über Projekte, die auch in einer nachhaltigen Landwirtschaft Anwendung finden können.
Die Beschäftigung mit dem Wein beschränkte sich nicht nur auf die Theorie. Ausgezeichnete lokale Produkte wurden sowohl bei einem Abendessen in den Kittenberger Erlebnisgärten als auch bei einer Freiluftjause in der von der Winzerfamilie Kroneder bewirtschafteten Weingartenhütte am Langenloiser Weinweg verkostet. Ein weiteres abendliches Highlight war eine Führung durch die Schiltener Brauerei 'Brauschneider'. Dort konnten die Teilnehmer:innen die hervorragenden, handwerklich gebrauten Biere verkosten.
Das Wetter während des fünftägigen Workshops war, abgesehen von ein paar Regenschauern, ideal. So konnten sich die Teilnehmer:innen bei fast perfekten klimatischen Bedingungen und in inspirierender Umgebung vernetzen, Ideen austauschen und gemeinsam beeindruckende Trockenmauer-Kunstwerke erschaffen.
Teilnehmerstimme
Faszination Trockensteinmauer, war für mich immer mit Schwerarbeit negativ behaftet. Aber als ich vor ein paar Wochen die Gruppe aus sieben Nationen beim Bau unseres Moongate kennengelernt habe, und ihre Begeisterung mit Steinen zu arbeiten gesehen habe, habe ich verstanden, wie viel Energie in solchen Steinen steckt.
Alleine die unterschiedlichen Charaktere, die Kreativität und die immense Ausdauer hat mich in den Bann gezogen, um immer wieder selbst Hand anzulegen, um die wahren Gefühle und Werte solch einzigartiger Kunsthandwerke zu spüren.
Danke an das gesamte Team, um Rainer Vogler und Helmut Schieder für dieses Jahrhundert-Projekt. Wir sind stolz dieses Projekt vielen Menschen präsentieren zu dürfen.
In Dankbarkeit Reinhard Kittenberger.