Datierung mit Felsoberflächenlumineszenz

Eine Fallstudie aus den italienischen Alpen

Eine Fallstudie aus den italienischen Alpen

Eine Fallstudie aus den italienischen Alpen

Profilbild Christoph Neumann

Christoph Neumann

Veröffentlicht am 01.01.1900

Italienische Alpen Foto von Lucas Ageby et al.

Die Studie von Lucas Ageby et al. untersucht die Anwendung der Lumineszenzdatierung zur Altersbestimmung von Trockenmauern in den italienischen Alpen. Diese Methode könnte die Datierung und das Verständnis historischer Bauwerke revolutionieren.

Einführung in die Lumineszenzdatierung

Die Lumineszenzdatierung ist eine Methode, bei der die in Mineralen gespeicherte Lichtenergie gemessen wird. Diese Energie wird durch natürliche Strahlung im Gestein erzeugt und kann bei Belichtung oder Erhitzung freigesetzt werden. Bei der Untersuchung von Trockenmauern nutzt man die Tatsache, dass die Oberflächen von Steinen durch Sonnenlicht „gebleicht“ werden, bevor sie in eine Mauer eingebaut und somit dem Licht entzogen werden. Die gespeicherte Lumineszenz gibt Auskunft darüber, wie lange der Stein seit seiner letzten Belichtung oder Erhitzung im Dunkeln war.

Forschungsgegenstand und Methodik

Die Autor:innen untersuchten Trockenmauern in den Tälern Val Molinac und Val Poré im Val di Sole, Italien. Diese Mauern stammen aus verschiedenen historischen Epochen und wurden teilweise bereits mittels Radiokarbondatierung untersucht. Ziel der Studie war es, die Möglichkeiten der Lumineszenzdatierung zu überprüfen und zu vergleichen. Dafür entnahmen die Forscher:innen Proben von verschiedenen Steinen, die sowohl exponierte als auch verborgene Oberflächen aufwiesen.

Ergebnisse

Die Studie lieferte vielversprechende Ergebnisse. Die Lumineszenzdatierung konnte die Bauzeit der Mauern präzise bestimmen. Beispielsweise wurden für eine Mauer im Val Poré unterschiedliche Alter von 200 Jahren bis zu 3750 Jahren festgestellt. Diese Unterschiede sind auf die verschiedenen Phasen der Nutzung und Umbauten zurückzuführen. Interessanterweise zeigten einige Proben komplexe Belichtungs- und Begrabungsgeschichten, was auf mehrere Bau- und Reparaturphasen hinweist.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse verdeutlichen die Vielseitigkeit und das Potenzial der Lumineszenzdatierung für archäologische Studien. Die Methode ermöglicht es, nicht nur das Baualter von Strukturen zu bestimmen, sondern auch Informationen über deren Nutzungsgeschichte zu gewinnen. Allerdings betonen die Autoren, dass die Methode anspruchsvoll ist und genaue Kenntnisse über die geologischen und archäologischen Kontextbedingungen erfordert.

Die Variation der ermittelten Alter zeigt, dass die Position der Proben innerhalb der Mauer sowie deren Erhaltungszustand entscheidend sind. Erosion und andere Umwelteinflüsse können die Messergebnisse beeinflussen. Daher ist eine sorgfältige Auswahl und Dokumentation der Proben unerlässlich.

Die Studie trägt wesentlich zum Verständnis der Nutzung und Erhaltung historischer Trockenmauern bei. Sie zeigt, dass die Lumineszenzdatierung eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Datierungsmethoden darstellt. Besonders in Regionen wie den Alpen, wo solche Strukturen häufig vorkommen und oft keine organischen Materialien für Radiokarbondatierungen vorhanden sind, bietet die Lumineszenzdatierung neue Möglichkeiten.

Wenn du die Originalstudie nachlesen möchtest, findest du sie hier.

Lerne in unserem 3-tägigen Praxiskurs, wie du selbst stabile Trockenmauern baust.

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