Trockenmauern als Lebensraum in der Burren-Region
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Christoph Neumann
Veröffentlicht am 01.01.1900
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Trockenmauern sind in vielen ländlichen Landschaften weltweit verbreitet, doch ihre ökologischen Funktionen wurden bislang kaum untersucht. Diese Strukturen, die oft als Grenzen zwischen Feldern dienen, bieten wichtige Rückzugsräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, insbesondere in Gebieten mit ungünstigen Bedingungen für eine hohe Biodiversität. Die Fallstudie von L. Hollingsworth und M. J. Collier beleuchtet die Bedeutung dieser Mauern für die Artenvielfalt und deren Beitrag zur ökologischen Vernetzung in der Landschaft.
Geografische und ökologische Besonderheiten der Burren-Region
Die Burren-Region (Irland) ist bekannt für ihre Karstlandschaft, die von Kalksteinpflaster dominiert wird. Diese einzigartige Geologie hat eine besondere Agrarumwelt hervorgebracht, die seit Jahrhunderten durch Winterweiden auf hohen und Sommerweiden auf niedrigen Lagen geprägt ist. Diese Bewirtschaftungsweise hat zur Entstehung einer einzigartigen Pflanzengesellschaft geführt, die in der Burren-Region eine hohe Biodiversität aufweist.
Untersuchung der Flora an Trockenmauern
Die Studie von Hollingsworth und Collier vom Trinity College Dublin untersuchte die Pflanzengesellschaften entlang von Trockenmauern in der Burren-Region. Insgesamt wurden 18 Abschnitte von Trockenmauern untersucht, um die Artenvielfalt und Zusammensetzung der dort vorkommenden Pflanzen zu dokumentieren. Die Untersuchung konzentrierte sich auf krautige Pflanzen (Forbs), die nicht zu Gräsern, Seggen oder Binsen gehören.
Die Pflanzengesellschaften wurden in drei Kategorien unterteilt:
Pflanzen, die direkt in den Mauern wachsen,
Pflanzen, die bis zu 0,5 Meter von den Mauern entfernt wachsen,
und Pflanzen, die zwischen 0,5 und 1,0 Meter von den Mauern entfernt wachsen.
Diese Unterteilung ermöglichte es den Forschern, Unterschiede in der Artenvielfalt und -zusammensetzung je nach Abstand zur Mauer zu analysieren.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse zeigten, dass die Artenvielfalt direkt in den Mauern geringer war als in den angrenzenden Bereichen. Dennoch wiesen die Pflanzen, die in den Mauern wuchsen, eine deutlich andere Artenzusammensetzung auf als die in den angrenzenden Bereichen. Diese spezifischen Pflanzengesellschaften könnten darauf hindeuten, dass Trockenmauern als einzigartige Lebensräume fungieren, die wichtige Rückzugsräume und Verbindungswege für Pflanzen bieten.
Besonders häufig in den Mauern anzutreffen waren Farne wie Asplenium ruta-muraria und Polypodium cambricum sowie Storchschnabel-Arten wie Geranium robertianum und Geranium rotundifolium. Diese Pflanzen profitieren von den besonderen Mikroklimabedingungen, die durch die Mauern geschaffen werden, wie erhöhte Luftfeuchtigkeit und Schutz vor extremen Wetterbedingungen.
Bedeutung für den Naturschutz
Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Trockenmauern als Lebensräume und ökologische Korridore in ländlichen Landschaften. Trotz ihrer geringen Artenvielfalt im Vergleich zu angrenzenden Bereichen bieten sie einzigartige Habitate, die zur Erhaltung der Biodiversität beitragen. Die Forscher betonen die Notwendigkeit, diese Strukturen zu erhalten und zu pflegen, um ihre ökologischen Funktionen langfristig zu sichern.
Den ausführlichen Beitrag kannst du hier nachlesen.