Terrassierung

Trockenmauern eignen sich ideal, um Terrassen in Hanglagen zu gestalten. So schaffst du Ebenen, um ein Grundstück besser nutzbar zu machen.

Terrassierung Trockenmauern Machu Picchu

Stützmauern in Trockenbauweise werden seit Jahrhunderten eingesetzt, um Terrassen in Hanglagen anzulegen. Berühmte Terrassenanlagen wie der Machu Picchu in Peru und die Weinbaugebiete am Alto Douro in Portugal sind bemerkenswerte Beispiele für die frühzeitliche Ingenieurskunst. Trockenmauern sind wesentliche Bestandteile zahlreicher Kulturlandschaften in Europa. Menschen errichteten diese Mauern, um Felder vor Erosion zu schützen und Hanglagen in landwirtschaftliche Flächen zu verwandeln. Sie dienten dem Erhalt und der Verbesserung der Lebensgrundlagen, indem sie Weideflächen abtrennten und durch Terrassierung steiler Lagen zusätzliche Nutzfläche schufen.

Geschichte und Tradition

Früher wurden Trockenmauern nicht aus ökologischen oder Landschafts-schützenden Gründen gebaut, sondern weil sie die einzige verfügbare Bautechnik waren. Studien aus Frankreich belegen, dass die Blütezeit der Terrassierungen im 18. Jahrhundert begann, vermutlich durch Technologie-Importe aus dem arabischen Raum, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts abnahm. Diese Phase fällt mit der Aufklärung zusammen, einer Epoche, die neue Ideen und Techniken auch in der Landwirtschaft umsetzte.

Terrassierung Trockenmauern Weinanbau Portugal
Terrassierung Trockenmauern Weinanbau Portugal
Terrassierung Trockenmauern Weinanbau Portugal
Terrassierung Trockenmauern Weinrebe
Terrassierung Trockenmauern Weinrebe
Terrassierung Trockenmauern Weinrebe

Anwendung in der Landwirtschaft

Besonders im Weinbau haben sich trockengemauerte Stützmauern als unverzichtbar erwiesen. Sie schützten die Nutzflächen vor Abschwemmung des Erdreichs, halten die Fahrtwege frei von Geröll und Schlamm und blockieren Wasser. Gleichzeitig geben sie Bäumen und Rebstöcken Halt und ermöglichen eine klare Abgrenzung der Terrassen. Zudem erhöhen sie die Sicherheit für die Winzer und Bauern. Ein weiterer Vorteil der Trockensteinmauern ist ihr positives Image bei Bewohnern in der Region und Touristen gleichermaßen. Terrassenlandschaften symbolisieren Harmonie zwischen Mensch und Natur.

Ökologische Vorteile

Traditionell bewirtschaftete Terrassenlandschaften erschaffen durch ihre Vielfalt an ökologischen Nischen die Grundlage für ein breites Artenspektrum. Das durch die Mauer abgestützte Erdreich sorgt für einen stetigen Feuchtigkeitszufluss. Innerhalb einer trockengemauerten Stützmauer herrscht ein feuchtes, ausgeglichenes Klima. Wenn die Oberfläche der Mauer durch eine günstige Ausrichtung stark besonnt wird, ergibt sich eine Kombination von verschiedenen Lebensräumen. Die Steinmasse der Trockenmauern speichert die tagsüber aufgenommene Wärme und gibt sie am Abend und in der Nacht wieder an die Umgebung ab. Dies sind ideale Voraussetzungen für wechselwarme Tiere, welche für die Regulierung ihrer Körpertemperatur warme und kühle Plätze in unmittelbarer Nachbarschaft benötigen.

Terrassierung Eidechse
Terrassierung Eidechse
Terrassierung Eidechse
Terrassierung Trockenmauern Weinanbau
Terrassierung Trockenmauern Weinanbau
Terrassierung Trockenmauern Weinanbau

Landwirtschaftliche Vorteile

Die ausgleichende klimatische Wirkung der Trockenmauern ist jedoch nicht nur für Tiere wichtig, auch der Mensch macht sie sich zunutze. Bei Terrassenfeldern ist erwiesen, dass die in den Mauern gespeicherte Wärme mithilft, Frostschäden an den Kulturen zu vermeiden. Zudem wird durch die Treppenform der Terrassen die Windgeschwindigkeit direkt über dem Boden vermindert.

Beispiele für Terrassenweinbaugebiete finden sich in ganz Europa, von Österreich, Süditalien bis Schottland, Portugal bis Griechenland. So nutzt der Mensch die Vorteile dieser Bauweise bei den Zitrusfrüchte-Gärten auf der italienischen Insel Pantelleria, bei denen die Pflanzen als Wind- und Austrocknungsschutz durch hohe Trockenmauern umgeben sind, oder bei den Weinpflanzungen auf Lanzarote, bei denen jeder Weinstock von einem kleinen halbrunden Trockenmäuerchen umgeben ist.

Copyright Fotos: Jeremiah Berman auf Unsplash, Matthieu Joannon auf Unsplash, Maksym Kaharlytskyi auf Unsplash, Manuel Velasquez auf Unsplash

Quellen

  • Bärlocher Steinbruch & Steinhauerei AG (2013): 4. Rorschacher[Stein]Fachgespräch.

  • Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) (2012): Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Trockenmauern aus Naturstein, 1. Aufl., Bonn, Deutschland.

  • Johan Datzberger e. U. (2014): Trockensteinmauern.

  • Prost, Jean-Luc/Rainer Vogler (2017): Handbuch Trockensteinmauern, 3. Aufl., Österreich.

  • Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg (o. D.): Handlungsleitfaden für die Sanierung von Trockenmauern.

  • Stoll, Gerhard (2002): Aspekte der Geschichte des ingenieurmässig bemessenen Trockenmauerwerks in der Schweiz.

    Stoll, Gerhard/Maja Sommer (2000): Stein-Reich. Über das Leben an Trockenmauern, Abschlussarbeit, Baubiologie / Bauökologie.

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