Trockenmauerwerk bietet gegenüber anderen Bauverfahren zahlreiche Vorteile für Umwelt, Artenvielfalt und Landschaft. Sie haben aber auch ihre Nachteile.
Vorteile
Stabilität
Korrekt gebaute Trockenmauern halten im Gelände besser als Betonmauern und können Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte überdauern. Durch ihre Elastizität hält die Mauer Frost, Wasser, Erschütterungen und sonstigem Druck besser stand. Jeder Stein in einer Trockenmauer ist unabhängig und trotzdem im Mauerverband eingebunden.
Wasserdurchlässigkeit
Die Hauptursache für Schäden an Terrassenmauern ist Wasserdruck. Trockenmauern sind durch ihre Hohlräume und Fugen auf ganzer Fläche wasserdurchlässig und dadurch weniger einsturzgefährdet.
Geringes Schadpotenzial
Bei unvorhergesehenen Katastrophenfällen wie großen Niederschlagsmengen stürzt bei der Trockenmauer nur ein kleiner, „notwendiger“ Teil ein, nämlich dort, wo der Wasserdruck auftritt. Daneben reißt die Mauer ab, die Schadstelle bleibt klein. Bei der Betonbauweise reißt die Mauer nicht nur an den Fugen, es stürzt die ganze Mauer oder ein breiteres Stück der Mauer ein.
Mauerklima
Innerhalb einer Trockenmauern existieren diverse Klimaunterschiede. An der Maueroberfläche herrscht durch die Sonneneinstrahlung ein trockenes und warmes Klima (bis zu 70 °C). Im Mauerinneren ist es kühl und feucht. Nachts gibt die aufgeheizte Mauer die gespeicherte Wärme an den Boden ab und schützt die Pflanzen in ihrer Nähe vor Frost. Diese klimatischen Unterschiede ermöglichen zahlreichen Pflanzen und Tieren ein Zuhause.
Lebensraum
Eine Trockenmauer besteht aus sorgfältig geschichteten Steinen ohne Verwendung von Mörtel. Diese Konstruktion schafft Nischen, Spalten und Hohlräume, die zu einem idealen Lebensraum für eine Vielzahl von — oft seltenen — Pflanzen und Tieren werden.
Geringer Energieverbrauch
Für den Bau eine Trockenmauer benötigst du im Vergleich zu einer Betonmauer nur ca. 10 % der Energie, weil du keine Maschinen benötigst und die Steine in Handarbeit bearbeitest. Um den Energieverbrauch zu minimieren, solltest du den Transportweg möglichst kurz halten und Steine aus der Region beziehen.
Lokales Baumaterial
Trockenmauern können vollständig aus Stein gebaut werden, der vor Ort (z. B. aus Baugruben, alten Trockenmauern, Findlingen etc.) oder aus Steinbrüchen in der näheren Region bezogen wird.
Niedrige Kosten
Im Gegensatz zu anderen Bauweisen musst du für den Bau einer Trockenmauer nur die Steine, die Arbeitszeit und ggf. den Transport der Steine zur Baustelle bezahlen. Kosten für Hilfsstoffe oder Maschinen entfallen.
Langlebigkeit
Die ersten Trockenmauern reichen bis in die Bronzezeit zurück. Einige dieser Mauern stehen noch heute und beeindrucken mit ihrer unglaublichen Langlebigkeit.
Ästhetik & Landschaftsbild
Trockenmauern haben durch den Einsatz lokal vorkommender Gesteinsarten eine natürliche Schönheit, die sich gut in die Umgebung einfügt und zu einer ökologisch verantwortlichen Landschaftsgestaltung beiträgt.
Positives Image
Sowohl Bewohner einer Region als auch Touristen verbinden ein positives Bild mit Trockensteinmauern. Die Mauern symbolisieren Harmonie zwischen Mensch und Natur und gelten als intakt.
Nachteile
Zeit- und Kostenaufwand
Da die Mauer fast ausschließlich in Handarbeit errichtet wird, sind mit ihrer Errichtung ein entsprechender Zeitaufwand oder die Kosten für Arbeitskräfte verbunden.
Höhere handwerkliche Kenntnisse
Um den richtigen Stein auszuwählen und ihn ordentlich im Verbund zu verlegen, benötigst du mehr handwerkliches Geschick und Erfahrung als beim Betonmauern. Beim Betonverbund gleicht das Bindemittel Unregelmäßigkeiten und Hohlräume aus, was beim Trockenmauerwerk nicht der Fall ist.
Höherer Arbeitsaufwand bei mangelndem Können
Ein unerfahrener Trockenmaurer kann aufgrund schlechter Vorsortierung der Steine, dem Verrücken bereits verlegter Steine und dem Austauschen unpassender Steine mehr als doppelt so lange brauchen wie bei der Betonbauweise. Mit der richtigen Fertigkeit ist der Zeitaufwand für die Errichtung jedoch, abhängig vom Gelände, in etwa gleich hoch.
Zeitaufwand da passendes Baumaterial nötig
Da du ohne Bindemittel baust, benötigst du bessere und regelmäßigere Steine. Meistens wirst du keinen Stein finden, der zu 100 % perfekt ist und die Suche nach dem passenden Baumaterial nimmt viel Zeit in Anspruch. Darum benötigst du zusätzlich Werkzeug wie Hammer und Meißel, um die Steine in Form zu schlagen.
Rutschgefahr bei schlecht bebauter Mauerkrone
Bei einer nicht korrekt bebauten Mauerkrone kann es zu Rutschgefahren kommen: Unregelmäßige Steinplatten, Lücken zwischen den Steinen und nasse Grasnarben, die das Ende der Mauer verdecken, können die Mauerkrone unsicher machen. Bei Weingartenterrassen achtet der Winzer oft auf die Rebstöcke und nicht auf den Gehweg. Um diese Gefahr zu verringern, kann man Beton für die Kronsteine verwenden. Dadurch beeinträchtigst du zwar die Ästhetik und Stabilität der Mauer, erhöhst aber gleichzeitig die Sicherheit.
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Quellen
Architecture news & editorial deck (2021): Dry stone walling: everything you need to know about drystack, Architecture & Design.
Österreicher, Ingo/Thomas Roth (2014): Trockensteinmauern für naturnahe Gärten, 2. Aufl., Schwarzenbek, Deutschland: CadmosVerlag.
Prost, Jean-Luc/Rainer Vogler (2017): Handbuch Trockensteinmauern, 3. Aufl., Österreich.
The Conservation Volunteers (o. D.): Dry stone walls – why build and look after them, The Conservation Volunteers.