Trockensteinmauern als Kulturerbe der Menschheit

Österreich bei Antrag, Film– und Fotodokumentation maßgeblich beteiligt

Österreich bei Antrag, Film– und Fotodokumentation maßgeblich beteiligt

Österreich bei Antrag, Film– und Fotodokumentation maßgeblich beteiligt

Rainer Vogler

Cristina Biasetto

Veröffentlicht am 06.04.2023

Trockensteinmauer Kulturerbe Menschheit

Das Wissen und die Praxis rund um das Trockensteinmauern sollen auch bald für Österreich Teil der „Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ sein. Am 29. März 2023 wurde in Paris das Ansuchen um Erweiterung des Elements „Die Kunst des Trockenmauerns: Wissen und Techniken“ unterzeichnet und der UNESCO übermittelt.

Das Trockensteinmauern befindet sich in Kroatien, Zypern, Frankreich, Griechenland, Italien, Slowenien, Spanien und der Schweiz seit 2018 auf der internationalen Liste. Unter Bestreben der fünf zusätzlichen Länder Andorra, Belgien, Irland, Luxemburg und Österreich, vereint das Element bald insgesamt Gemeinschaften aus 13 europäischen Staaten unter einem abgeänderten Titel, der die Vielfalt der Steinbauten-Gestaltung besser widerspiegeln soll.

Immaterielles Kulturerbe vereint bald 13 Staaten in Europa

Traditionsträger*innen aus fünf Staaten haben diese multinationale Erweiterung gemeinsam mit Expert*innen, NGOs, Naturparks, und öffentlichen Körperschaften vorbereitet. Sie haben ihr mit dem Bau der Trockensteinmauern verbundenes Wissen, kulturelle Bedeutung und soziale Praktiken den bereits eingetragenen Aspekten hinzugefügt und damit die weitreichende Wichtigkeit des Trockensteinmauerns weiter unterstrichen.

Die Kunst des Trockenmauerns umfasst das Wissen um die Herstellung von Steinkonstruktionen durch Aufeinanderstapeln von Steinen, ohne Verwendung anderer Materialien, außer manchmal trockener Erde.

TSM als Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen

Die Technik und genauen Ausformungen einzelner Konstruktionen haben sich im Laufe von Hunderten Jahren als Reaktion auf die örtlichen Landschaften entwickelt. Sie tragen auch zur landschaftlichen Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung bei, indem sie Erdrutsche, Überschwemmungen und Lawinen verhindern, Erosion und Wüstenbildung bekämpfen, Wasser zurückhalten und die biologische Vielfalt fördern. Dadurch tragen sie zur Erreichung mehrerer nachhaltiger Entwicklungsziele (SDGs) der Agenda 2030 bei. Unter anderem SDG 9 Industrie, Innovation und Infrastruktur, SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden; und SDG 15 Leben an Land, da die Praxis einen nachweislichen und sichtbaren positiven Effekt auf die Umgebung hat. Wissen und Fertigkeiten werden unter den Mitgliedern lokaler Gemeinschaften (wie Weinhauer*innen und Privatinitiativen) und von Fachleuten (Baufirmen, Gärtnereien und Landwirtschaftsschulen) weitergegeben.

Trockenmauerbau Österreich

Seit Frühjahr 2021 befinden sich das Trockensteinmauern im Österreichischen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Die jahrhundertealte Praxis ist nach wie vor von großer Bedeutung. Es existiert eine Vielzahl von Initiativen, Workshops und (internationalen) Netzwerken, die das Wissen und die Techniken rund um das Bauen und Erhalten von Trockensteinmauern weitergeben.

Ende 2022 wurde auch eine eigene Schule, die Trockensteinmauernschule.Austria, gegründet, welche sich der Vermittlung und Verbreitung der Praxis widmet. Neben den bereits genannten positiven ökologischen Effekten prägen die Konstruktionen immer noch die Landwirtschaft und Landschaft in Österreich. Beispielsweise sind sie integrativer Bestandteil der Weltkulturerbe-Landschaft Wachau und ihren vielen Trockenmauern-Terrassen, die den landwirtschaftlichen (Wein-)Anbau ermöglichen.

Immaterielles Kulturerbe und die UNESCO – regionale Praktiken und lokales Wissen schützen und dokumentieren

Ergänzend zur UNESCO-Welterbekonvention wurde 2003 die Konvention zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes von der UNESCO ins Leben gerufen. Damit wurde der Fokus auf das überlieferte Wissen der Menschen und ihren Umgang mit lokalen Ressourcen und Gegebenheiten gesetzt und den vielfältigen gelebten Traditionen internationale Aufmerksamkeit geschenkt. Die Vertragsstaatenkonferenz ist das oberste Organ der 2003er-UNESCO-Konvention zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes, der bisher 180 Staaten beigetreten sind, und wählt u. a. das Zwischenstaatliche Komitee. Jeweils 24 Mitgliedstaaten sind für eine Amtszeit von vier Jahren im Zwischenstaatlichen Komitee vertreten und entscheiden über die Aufnahme von Elementen in die drei internationalen Listen. Das Komitee tagt einmal jährlich und wird voraussichtlich bei ihrer 19. Sitzung im Dezember 2024 über die Erweiterung der Kunst des Trockensteinmauerns abstimmen.


Lerne in unserem 3-tägigen Praxiskurs, wie du selbst stabile Trockenmauern baust.

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