Trockenmauern in der Neuzeit

Richard Tufnell und die Wieder-belebung der Trockenmauern

In der Neuzeit erlebte das Trockenmauern während der industriellen Revolution eine neue Blütezeit.

Bild Bauwerk Trockenmauern
Bild Bauwerk Trockenmauern
Bild Bauwerk Trockenmauern

Ursprünge und Verbreitung

Das Trockenmauern ist die älteste bekannte Bautechnik aus Stein. Schon in der Jungsteinzeit (6000 – 2500 v. Chr.) nutzten die Menschen die Trockenbauweise. Noch heute prägen Trockenmauern in vielen Ländern die Kulturlandschaft: Sie grenzen Häuser, Ställe, Wege, Terrassen und Felder ab und beschützten sie vor Erdbewegungen.

Die meisten heute sichtbaren Strukturen in Europa sind jedoch weitaus jünger: Sie stammen aus der Zeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert.

Gründe für den Trockenbau

Heute schätzen wir Trockenmauern vor allem für ihre ökologischen Wert und ihre natürliche Schönheit. Die historischen Baumeister:innen hatten jedoch ganz pragmatische Gründe.  

Ohne moderne Transportmöglichkeiten mussten die Menschen auf lokale Materialien wie Stein, Kalk, Lehm und Holz zurückgreifen. Besonders in bergigen Regionen war es schwierig Baumaterialien zu transportieren. Durch das Trockenmauern konnte man stabile Bauwerke ohne Mörtel errichten. Gleichzeitig wurden durch das Sammeln der Steine die Felder frei und konnten kultiviert werden.

Trockenmauern Steinweg in den Bergen
Trockenmauern Steinweg in den Bergen
Trockenmauern Steinweg in den Bergen
Steinstraße
Steinstraße
Steinstraße

Neue Bautechniken

Während der Aufklärung entstanden neue ingenieursmäßige Bautechniken.

So entwickelten französische Militäringenieure mathematische Grundlagen für den Bau von Trockenmauern, um die Stabilität von Militärstraßen zu gewährleisten. Dieses Wissen bildete die Grundlage für spätere Projekte. In der industriellen Revolution entstanden neue Technologien und man griff auf das Wissen aus der Aufklärung zurück.

Blütezeit im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert verwendete man das Trockenmauern für Infrastrukturprojekte in den Alpen. So errichtete man beispielsweise Straßen, Eisenbahnen und Lawinenverbauungen. Dabei bemühten sich die Baumeister:innen, die Steine möglichst in Nähe der Baustelle zu beziehen, um die Transportwege kurzzuhalten.

Diese Bemühung zeigte sich auch in der Anzahl der Steinbrüche. 1915 gab es in der Schweiz 695 aktive Steinbrüche. Heute sind es nur noch 77. 

Trockensteinbauwerke
Trockensteinbauwerke
Trockensteinbauwerke
Gotthardbahn
Gotthardbahn
Gotthardbahn

Die ersten Bauvorschriften

Zu dieser Zeit entstanden in der Schweiz auch die ersten Baunormen. Für den Bau der Gotthardbahn entwarfen die Baumeister:innen Vorschriften, die detaillierte Anforderungen an den Mauerverband, die Bearbeitung der Steine und die zulässigen Fugenbreiten festlegten. Diese Normen wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts weiterentwickelt und dienen auch heute noch als Grundlage für den Bau von Trockenmauern, die moderne Sicherheitsanforderungen genügen müssen.

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Quellen

  • Naturstein-Verband Schweiz (2024): Steinbrüche in der Schweiz

  • Stoll, Gerhard (2002): Aspekte der Geschichte des ingenieurmäßig bemessenen Trockenmauerwerks in der Schweiz, 8. Internationaler Trockenmauer-Kongress 2002, Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz, S.P.S.

  • Stoll, Gerhard/Maja Sommer (2000): Stein-Reich. Über das Leben an Trockenmauern, Abschlussarbeit, Baubiologie / Bauökologie.

Lerne in unserem 3-tägigen Praxiskurs, wie du selbst stabile Trockenmauern baust.

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