Eine Mauer, die verbindet
Gerald Dick
Veröffentlicht am 11.09.2023
In der Kellergasse Hühnerkoppel im Weinort Obernalb waren die 26 Vorkappeln ziemlich verfallen. Vor drei Jahren haben sich einige Interessierte zusammengefunden und den Verein Kulturschatz Kellergasse in Obernalb gegründet. Mittlerweile sind die Hälfte der Vorkappeln wieder renoviert und erstrahlen im Kellergassenweiß. Bald wurden es an die 100 und mittlerweile 140 Mitglieder, die es unterstützen diesen Schatz zu heben, zu bewahren, zugänglich zu machen und auch feierlich zu nutzen.
Nun, die Kellergasse ist eng, nur an zwei Stellen kann man ausweichen und am Eingang spendet ein riesiger Kastanienbaum am einzigen Platzl Schatten, dort, wo nunmehr eine Sitzbank steht und früher eine kleine Steinmauer war. Diese war nur noch rudimentär erhalten und so keimte der Wunsch diesen Willkommensplatz neu zu umrahmen mit lokalen Steinen und zum Verweilen einladend zu gestalten. Das, was in der Weingartenkultur typisch ist, ist eine Trockensteinmauer, somit war rasch klar, dass nur ein Blick von einer Trockensteinmauer in die Kellergasse und hinüber zu den nahen Weingärten passen kann. Zusätzlich würde die Böschung, die bei heftigen Gewittern der Erosion ausgesetzt ist, befestigt sein, also neben Statik, Rastplatz und Blickfang sollte ein rundum gemütlicher Hauptplatz entstehen.
In um die 700 Arbeitsstunden und in 12 Monaten Bauzeit haben die drei Hauptakteure unter Mithilfe zahlreicher Mitglieder nun dieses Prunkstück mit etwa 48 Tonnen Steinen und 11 Metern Länge und einer Wasserrinne erschaffen. Gebaut in einem Handwerk, das von der UNESCO als immaterielles Kulturgut anerkannt ist, bildete diese Trockensteinmauer nun einen prominenten Bestandteil unseres Kulturschatzes und ist Stolz unserer Kellergasse, Teil des Eingangsensembles der Kellergasse, Versammlungsplatz bei Kellergassenführungen und Festen, sozialer Treffpunkt – und war nicht zuletzt positiver „Stein des Anstoßes“ für die Entstehung von Freundschaften.
…und so trocken ging es auch nicht immer bei der Trockensteinmauer zu: „Komm trinkst a Achterl?“...